Neu 2014-04-20:

[18:00] Leserzuschrift: Länderbericht Taiwan:

Meine Ingenieurskarriere habe ich geschmissen.

Ich lebe in einem kleinem Dorf in der Pampa.

Trotzdem Ort hat alles was man braucht: eine Eisenbahnstation, einen Krämerladen um die Ecke, geöffnet von 6:00-23:00!!! , eine Post geöffnet von 9:00-17:00...ist wohl auf der Welt überall gleich, haha, eine Polizeistation und Feuerwehr, rund um die Uhr geöffnet, Der Metzger kommt täglich mit dem Auto, der Bäcker vor Ort bin jetzt ich! Ach ja, sogar einen Friseur gibt es um die Ecke, ich lass mir aber gerade die Haare wachsen, bis zum Arsch! Hier ist es ein wenig, wie mit Jim Knopf und der wilden 13 auf Lummerland: Ich kann von meiner Terrasse den Zug sehen der jede Stunde aus dem Tunnel kommt.

Das Leben in Taiwan ist ganz anders als in Deutschland, hier schlachten meine Nachbarn vor der Haustür ihr Huhn und ziehen im Garten ihr Gemüse, andererseits kommen die meisten Laptops aus Taiwan, ein verrücktes aber auch liebenswertes Land. Taiwanesen sind sehr selbstbewusst und stolz, können gerne auch mal ruppig werden, anders als Japaner!

Das Klima ist für mich sehr angenehm, selten kälter als 15 Grad, heute 22 Grad; da es aber hier auch keine Heizung gibt, ist das im Haus sehr unangenehm, wenn man sich nicht bewegt. Im Sommer wird es bis 35 Grad, aber immer sehr feucht, 80-90%, auch im Winter.
Daher schimmelt es hier an allen Ecken und Kanten, man kann sagen, wo man hinspuckt, da keimt es...

Deshalb wirkt auf einen Deutschen Taiwan sehr schmuddelig bis dreckig, eine Fassade wird innerhalb eines halben Jahres wegen des Schimmels leicht grün bis grau. Deshalb sind die meisten Häuser aussen mit Fliesen bedeckt, nur so kann man den Schimmel einigermassen in Schach halten. Im Haus jedoch ist es in der Regel sehr gepflegt und sauber, man zieht beim Eintreten IMMER die Schuhe aus!

Etwa viermal im Jahr haben wir einen Taifun, das fühlt sich so an als wenn man seinen Kopf aus einem Auto steckt, das mit 200 Sachen im Sturzregen fährt. Da geht einem echt die Muffe!

Erdbeben gibt es in Taiwan pro Jahr etwa 200, aber nur etwa 4-5 spürt man, es schaukelt halt sanft. Killererdbeben etwa alle 15 Jahre, man weiss nie wo; wenn es einen trifft, hat man halt Pech gehabt.

Viel gefährlicher ist hier der Strassenverkehr. Eine rote Ampel ist mehr eine Empfehlung. Gerne wird auch ohne blinken unvermittelt von ganz rechts auf ganz links abgebogen, über drei Spuren. Am gefährlichsten sind Taxis, Busse und LKW's. Für letztere gilt: Bei Unfall zurücksetzen und nochmal drüber, das ist billiger als lebenslanger Unterhalt. Denn wenn man verschuldet jemanden zu Tode bringt, zahlt man 25.000 (Kinder&Rentner) bis 100.000 Euro (berufstätige Väter) und gut ist, nix mit Knast. Im Ernst! Für den durschnittlichen Taiwanesen ist das allerdings ne Menge Holz!

Die meisten verdienen so um die 500 bis 1000 Euro, damit kommt man ganz gut über die Runden.

Allerdings sind in den letzten 7 Jahren die Hauspreise so stark gestiegen, von 100.000 Euro auf 500.000 Euro, dass sich das ein normaler Arbeiter oder Angestellter nicht mehr leisten kann. Deshalb gibt es jetzt viele Demonstrationen. Schau mer mal was weiter passiert.

Wer Geschäfte mit Taiwan macht, muss höllisch aufpassen, dass das Know-how nicht abfliest. Wie in China.

Loyalität von Mitarbeitern muss man sich über das Einkommen erkaufen. Wenn der Mitarbeiter eine Chance sieht, woanders mehr zu verdienen, ist er sofort weg, inklusive Know-how! Kündigungsschutz ist nicht existent, für beide Seiten. Man kann schon froh sein, wenn man einen Anruf bekommt, dass Schluss ist.

Das gilt übrigens auch für die Ehe, Heirat und einvernehmliche Scheidung, beides innerhalb einer Stunde.

Es gibt keine Unterhaltregelung für Ehepartner&Kinder, bei Scheidung wird der Nachwuchs in der Regel dem Vater zugesprochen!

Dahingehend sind es ja schon treulose Seelen...

Man kann Sagen, dass ALLE Lebensaspekte über das persönliche Profitpotential geregelt sind. Das macht Sinn, denn es gibt quasie keine langfristige Soziale Absicherung, auch nicht im Alter, das ändert sich gerade ein wenig. Soziale Absicherung existiert nur über eigenes Vermögen, oder die Familie.

Grosse Unternehmens müssen 10% des Profits an die Mitarbeiter ausschütten Das können dann schnell ein paar Zehntausend Euro sein/pro Jahr und Nase. Das Unternehmen mit der höchsten Profitaussicht zieht also die meisten Mitarbeiter an, umgekehrt genauso...

Eine Facharbeiterausbildung gibt es so nicht, man macht was ein Jahr, und dann ist man ...zB. Bäcker.

Die medizinische Not&Grundversorgung ist gut, wer allerdings zB. Krebs ohne private Zusatzversicherung bekommt ist halt...tod.

Die Einwanderungsregelung ist knallhart! Ohne Gesundheitszeugnis inkl. Aidstest geht gar nichts. Wer seinen Job verliert muss das Land innerhalb zwei Wochen verlassen, gleiches beim Tod des Ehegatten...

Heizkosten hat man hier nicht sondern Kühlkosten, ohne Klimaanlage geht man hier vor die Hunde.

Taiwanesen sind smart, unglaublich pragmatisch/schnell/flexibel & zäh!

Rechnungen werden mittels auf den Rechnungen aufgedruckten Barcodes bei den praktisch an jeder Ecke vorhandenen 7Eleven mit Cash bezahlt. Man kann hier problemlos ohne Bankkonto leben.

Der Behörden Service ist extrem schnell und effizient. Alles innerhalb, ich sag mal, 10-20 Minuten

Schönes Land, nicht?

Ich war 2004 auf Geschäftsreise auf Taiwan. Die Taiwanesen lieben das kopieren, haben aber furchtbare Probleme mit Englisch. Der Geschäftspartner hatte schon einen Arbeitsvertrag bei einer anderen Firma unterschrieben ohne dass die alte Firma etwas wusste und kutschierte uns das ganze Wochenende in Taipeh herum. Später erfuhr ich, dass er meine Präsentation gleich bei der neuen Firma (industrielle Netzwerke) auch bei Kunden weiterverwendete.WE.


Neu 2014-04-01:

[18:30] Leserzuschrift-DE zum Auswandern:

Zufällig habe ich heute einen Bericht der Schauspielerin Sophie Schütt gelesen. Sie wohnt mit ihrer kleinen Tochter und dem Lebensgefährten in Südafrika. Folgendes äußerte sie in dem Bericht: "Das Leben in Südafrika ist sehr gefährlich.Es ist hier undenkbar, dass selbst ältere Kinder allein zu Fuß oder mit der Bahn unterwegs sind. Man muß sie immer mit dem Auto bringen, alles genau planen. Wenn Shaza jetzt immer mobiler wird, müssen wir noch mehr aufpassen als wir es ohnehin schon tun. Das Sicherheit das höchste Gebot ist, spürt auch das kleine Mädchen jeden Tag. Sie ist dafür sensibilisiert, dass man das Haus besonders gut absichern muss, kennt es, wenn Alarmanlagen aufheulen." Ein Leben in ständiger Angst vor Kriminalität.

Um das zu haben muss ich nun wirklich keine sogenannte Fluchtburg im Ausland haben, schon garnicht dort, wo es außer der Landessprache noch andere verbreitete Sprachen gibt (die ich dann nicht verstehe). Das kann ich auch hier haben. Ich sehe nicht ein, alles im Stich zu lassen, ohne zu wissen, ob man es wirklich anderswo besser hätte. Wir als Deutsche sollten doch nicht etwa glauben, dass wir, egal wo, mit offenen Armen aufgenommen werden und in Saus und Braus leben könnten. Hier wie dort will man garantiert nur unser Bestes, wie jetzt auch schon. Man sollte auch nicht ausschliessen, dass man selbst den Löffel abgeben kann. Mein Hab und Gut kann ich jedoch hier besser verteidigen als sonstwo auf der Welt und auf andere Verlassen tue ich schon lange nicht mehr. Auch sollte man sich im Klaren sein, dass man eventuell mal einen oder mehrere Finger krümmen muß. Meist ist es doch so, wer sich auf andere verläßt, der ist verlassen. Und selbst in Deutschland wird es wieder wie vor Jahrzehnten werden, wenn man auf ein Dörfchen zieht. Hier wird man ewig der Fremde sein, dem man mißtraut und nicht so schnell in die Gemeinschaft aufnimmt, bzw. von betimmten Aktivitäten ausschließt. Auch im Kleinen gilt dann: Zurück zum Stamm bzw. zur Gemeinschaft.

Der Leser hat recht. Es empfiehlt sich auch die Auswandererschicksale in den arabischen Raum und nach Afrika hier anzusehen: http://www.1001geschichte.de/

Und in einen Hort der Kriminalität wie Südafrika sollte man ohnehin nicht ziehen.WE.

[19:30] Der Mexikaner zu "Ich verlasse hier kaum noch die Wohnsiedlung und bezeichne diese als meine verbotene Stadt"

Wie Leute ohne Ersparnisse, laufende Firma im Ausland bzw. wesentlich besseres Einkommen als die dort Einheimischen auch nur im Ansatz eine Auswanderung in Erwägung ziehen, entzieht sich vollkommen meinem Vorstellungsvermögen – von den Sprachkenntnissen mal abgesehen.

[20:00] Leserkommentar:
Bleibe im Lande und hilf mit, den Saustall auszumisten, wenn die Zeit dafür gekommen ist.